Vor 80 Jahren brannte die Synagoge in Goch

vlnr: Heinz van de Linde, Ruth Warrener, Rahel Schaller und Johannes Janßen

Mehr denn je ist die Erinnerung an die Reichspogromnacht wichtig. Darum unterstützt die Diakonie im Kirchenkreis Kleve die Gedenkveranstaltung der Stolperstein-Initiative in Goch. Sie hat drei Gocher Schulen (Gesamtschule Mittelkreis, Realschule und Gaesdonck) eingeladen, am Gedenken zur Pogromnacht vor 80 Jahren teilzunehmen. Am Freitag, 9. November, starten sie und interessierte Bürgerinnen und Bürger um 17 Uhr an 5 Punkten (Brückenstraße, Weezer Straße, Voßstraße, Blumenplatz und Mühlenstraße). Unter anderem dort haben jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger gewohnt. Für verlegte Stolpersteine, die an diese Mitbürger erinnern, werden Kerzen angezündet.

Nach einem Innehalten am Startpunkt laufen die Teilnehmenden zum Standort der ehemaligen Gocher Synagoge an der Herzogenstraße. Heute erinnert dort ein Mahnmal an das Gotteshaus. Eine kurze Andacht ist hier ab 17:45 Uhr geplant. Die mitgebrachten Kerzen symbolisieren die jüdische Gemeinschaft, die damals in Goch gelebt hat.

Um 18:30 Uhr beginnt dann für alle Interessierten eine Lesung mit Musik im Gocher Museum. Sie verspricht so spannend, wie interessant, wie traurig zu werden. Heinz van de Linde, Jürgen Kranz und Holger Zenker lesen aus der Prozessakte des Prozesses, der 1947/1948 den Synagogen-Brandstiftern am Landgericht Kleve gemacht wurde. „Anders als jahrelang behauptet, waren es Gocher und nicht Kevelaerer SS-Männer, die das Feuer gelegt haben“, sagt Ruth Warrener von der Stolperstein-Initiative und Lehrerin an der Gesamtschule Mittelkreis. Sie forscht zu dem Thema und entdeckte so die Prozessakte im Gocher Archiv. Der Bäcker gegenüber der Synagoge war damals Augenzeuge der Brandstiftung. Als er am nächsten Tag erzählte, wer es gewesen ist und wer das Löschen der Synagoge durch die Feuerwehr verhinderte, wurde er prompt verhaftet. Die Akte endet mit dem Strafmaß und der Bekundung des Oberstaatsanwalts in Revision zu gehen, aufgrund des ihm zu milde erscheinenden Strafmaßes. Die Lesung wird unterbrochen vom Klezmermusik. Sie wird gespielt von Thomas Rufmann und Kaliana Rahel Asare.

„Es geht nicht allein darum, an die Schrecken der Nazizeit zu erinnern. Es geht auch darum, die Vielfalt in der Gesellschaft heute wertzuschätzen und zu bewahren, so Pfarrerin Rahel Schaller. „Und  um die Freiheit zu erhalten, ´nein´ sagen zu dürfen, ohne dafür verhaftet zu werden“, ergänzt Johannes Janßen. Das Museum birgt weitere Dokumente und Fotos, die vor allem der Sohn des damaligen Synagogenvorstehers, Max Adolf Devries, zur Verfügung gestellt hat.

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