Sprachpaten: Integration beginnt jetzt erst

Sprachpatinnen in Xanten

Ohne deutsche Sprachkenntnisse geht nichts. Der Arbeitskreis Asyl in Xanten bleibt am Ball.

Aus Eritrea, Somalia, dem Irak und anderen Krisengebieten kommen immer wieder im Rahmen der Familienzusammenführung oder durch landesweite Umverteilung Flüchtlinge nach Xanten. Sie werden von den Flüchtlingsberaterinnen der Diakonie betreut. Ehrenamtlich tätige Männer und Frauen des Xantener Arbeitskreises Asyl unterstützen sie dabei. „Aber“, so betont Gisela Schulte-Lindhorst, eine der vielen Sprachpatinnen, die sich im Arbeitskreis engagiert, „die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt, denn in einem fremden Land ohne Sprachkenntnisse und ohne ein sich entwickelndes Zugehörigkeitsgefühl kann Integration nicht gelingen“.

Hinzu kommt, dass Mütter mit Kleinkindern keine Möglichkeit haben, regelmäßig einen Sprachkurs zu besuchen, selbst wenn sie als Flüchtlinge bereits anerkannt sind. Kein offizieller Sprachkurs bietet in der Region eine Kinderbetreuung an. „Hier sind wir als Arbeitskreis Asyl aktiv geworden,“ so Barbara Kleinpaß, Mitglied im Arbeitskreises. „Seit 2017 bieten wir gerade für diese Frauen und Mütter vorrangig Sprachkurse mit Kinderbetreuung an. Dabei können wir auch auf Zuschüsse aus dem Landesprogramm KOMM-AN NRW 2018 bauen, so dass mehrmals in der Woche vormittags ein dreistündiger Sprachunterricht mit Kinderbetreuung stattfindet“.

Für den Arbeitskreis war klar, dass ohne zusätzliche Begleitung durch Sprachpaten dieses Projekt nicht gelingen kann. „Ich habe seit 2015 schon mehrere Flüchtlinge aus dem Iran, aus Afghanistan, Syrien und Guinea-Bissau mit gutem Erfolg begleitet. Es macht richtig Spaß, die Lernfortschritte hautnah zu erleben“, so Lisa Köpp, aktive Sprachpatin im Arbeitskreis. Ihr geht es um mehr als nur um Grammatik und Leseübungen: Es müssen Begrüßungsrituale eingeübt und kulturelle Gepflogenheiten vermittelt werden. Auf dem Programm mit ihren Schützlingen steht zum Beispiel die Teilnahme an einer Veranstaltung des Kunstvereins: Ein Film über Josef Beuys. „Für manchen sehr nützlich für seinen angestrebten Beruf in Deutschland“.

Bei allem Engagement der Ehrenamtler und Dozentinnen des Arbeitskreises, sie stellen immer wieder fest, dass die Flüchtlinge viel zu wenig Gelegenheit haben, im Alltag die erlernte deutsche Sprache anzuwenden. „Dann dominieren wieder Arabisch, Farsi oder Tigrinya, vor allem, wenn sie unter sich bleiben“, so Gisela Schulte-Lindhorst. Sie begleitet einen Azubi aus Afghanistan (23), unterstützt ihn beim Lernen für bestimmte Berufsschulfächer.

Unterstützt werden die Sprachpaten von kompetenten Mitgliedern des Arbeitskreises. „ Prima wäre es natürlich, wenn wir einige Leute mittleren Alters auch aus unseren Vereinen für eine Sprachpatenschaft gewinnen könnten. Der Altersunterschied zwischen den Paten und den Flüchtlingen ist nicht immer von Vorteil“, so Dr. Wolfgang Schneider.

Viele Flüchtlinge in Xanten stehen jedoch inzwischen auf eigenen Beinen, können ihr Leben selbst organisieren und melden sich nur, wenn sie vor dem Bürokraten-Deutsch kapitulieren müssen.

Kontakt: AK-Asyl ak-asyl@ewgx.de oder eine Nachricht an Weltladen Xanten, Kurfürstenstraße 5.

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