Seniorenbeirat fragt nach bezahlbarem Wohnraum

Seniorenbeirat im Bürgerforum

Geldern. Am besten jung, Doppelverdiener und ohne Kinder. Die Realität der Mieter sieht in Geldern jedoch häufig anders aus und schürt einen Konkurrenzkampf um allzu knappen Wohnraum. Der Seniorenbeirat der Stadt traf sich am Mittwoch zur öffentlichen Sitzung im Bürgerforum. Zu Statements eingeladen waren neben Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Harald Schoelen (Fachhochschule Rhein-Waal) Vertreter von Diakonie und Caritas.

Vermieter haben mittlerweile eine große Auswahl und können die Preise hochtreiben. Auf der anderen Seite steht eine Gesellschaft, in der die Wohnungsnot in der Mitte angekommen ist. Zunehmend haben auch junge, alte, behinderte, alleinerziehende und alleinstehende Menschen Probleme, an eine bezahlbare Wohnung zu kommen. Wohlfahrtsverbände wie die Diakonie mieten inzwischen Wohnraum, um für Klienten in schwierigen Lagen überhaupt eine Übergangslösung anbieten zu können. Obdachlosigkeit wäre ansonsten die Folge.

Das Recht auf eine Wohnung steht sogar in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Artikel 25. Kommunen haben das Thema auf der Agenda, „alleine die Initiativen sind noch sehr spärlich“, kritisierte Dieter Schade, Vorsitzender des Beirats. „Angesichts der Zeit, die sozialer Wohnungsbau von der Idee bis zur Fertigstellung benötigt, muss seitens der Kommunen jetzt gehandelt werden“, forderte Joachim Wolff, Geschäftsführer der Diakonie im Kirchenkreis. Auch der Staat stehe in der Verantwortung und dürfe den Wohnungsmarkt nicht Investoren alleine überlassen. „Die Neuerschließung von Wohngebieten führte in der Vergangenheit zu keiner Entlastung des Wohnungsmarktes an anderen Stellen“, brachte Wieland Fischer, Fraktion Bündnis90/Die Grünen in die Diskussion ein.

Viele der Anwesenden forderten, dass die Stadt Geldern das Heft mehr als bisher in die Hand nehmen muss. Mittels eines intelligenten Quartiersmanagements ließen sich mehrere Dinge steuern: Der Umfang des sozialen Wohnungsbaus, eine gesunde Durchmischung der Milieus und die Vermietung an die eigenen Bürgerinnen und Bürger. Idealerweise gelingt es der Stadt so, Segmentierung der Stadtteile in junge, moderne, alte, verlebte, reiche und arme zu vermeiden. Hilfen bei Lebensübergängen wünschen sich viele Bürger, denen die Wohnung zu groß oder zu klein geworden ist, das ergab eine jüngst durchgeführte Befragung.

Auf alternative Wohnformen und Wohnungsbau beispielsweise in Hamburg oder den Niederlanden wurde verwiesen, nun ist es an der Politik, zu handeln. „Die Gefahr, arm zu sein, ist im Alter besonders hoch“, so Prof. Schoelen. Und: Die Anzahl der Senioren in Geldern wird sich von 2014 bis 2040 in Geldern um 85 Prozent erhöhen. Ein großer Handlungsdruck also, der jedoch nicht nur Geldern alleine trifft.

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