Corona: Suchtberatung fürchtet Folgeschäden

Geldern. Die Suchtberatung ist ein wichtiger Baustein der kommunalen Grundversorgung Suchtkranker. Kann sie durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht mehr gewährleistet werden, gefährde dies die Gesundheit und das Überleben vieler abhängigkeitskranker Menschen und werde Auswirkungen auf das Gesundheitssystem haben, meint die Diakonie im Kirchenkreis Kleve.

Die Diakonie unterstützt die Forderung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS), hilfsbedürftige Menschen mit Suchterkrankungen auch in der aktuellen Situation adäquat zu versorgen. Ebenso sollten die Fachkräfte der Suchthilfe entsprechend mit Stoffmasken ausgestattet werden, die den persönlichen Kontakt ermöglichen.

Die Schließung von Suchthilfeeinrichtungen gilt es zu vermeiden. Die DHS und die Diakonie appellieren an alle politischen Entscheidungsträger, die Aufrechterhaltung der Suchtberatung und -behandlung in der Corona-Krise zu ermöglichen. Das jüngst im Bund verabschiedete und in Kraft getretene Sozialdienstleister-Einsatzgesetz (SodEG) soll unter anderem die Existenz sozialer Einrichtungen sichern. „Inwieweit dies auch für Suchtberatungsstellen in NRW, deren Finanzierung in der Verantwortung der Kommunen liegt, in Frage kommt, bedarf noch der weiteren Klärung“, so Petra van Bergen, Sozialarbeiterin und Fachbereichsleitung der Sozialen Dienste bei der Diakonie.

Zudem spitzt sich die Lage für unversorgte Abhängige immer weiter zu. Ihnen bleibt der niedrigschwellige Zugang zum Hilfesystem verschlossen und es kann keine adäquate Behandlung stattfinden. Die Chronifizierung der Krankheit mit physischen und psychischen Folgeerkrankungen sowie soziale Beeinträchtigungen schreiten dadurch voran. Suchtberater*innen begleiten den Prozess der Inanspruchnahme psychosozialer Hilfen, koordinieren diese sowohl intern und extern. Die Beratungsstellen leisten die Basis der Suchtkrankenversorgung, sie sind das Bindeglied in der Versorgungskette. Neben den Abhängigkeitserkrankten werden auch Angehörige betreut und gegebenenfalls in weiterführende Behandlungen vermittelt. Mit ihrer Brückenfunktion zum Gesundheitssystem trägt die Suchtberatung nachweislich dazu bei, Klient*innen bessere Perspektiven zu ermöglichen und die Folgekosten der Suchterkrankung zu verringern. Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen und häufigen schwerwiegenden chronischen Erkrankungen (HIV, COPD, Hepatitis, etc.) sind zudem eine Risikogruppe für COVID-19.

„Die belastende Situation, die die Kontaktsperre für die gesamte Bevölkerung mit sich bringt, führt zu unterschiedlichen Krisen innerhalb von Familien“, weiß Suchtberaterin van Bergen: Finanzielle Sorgen, das permanente Zusammensein oder fehlende Kontakte, gerade jetzt führe dies auch zu vermehrtem Konsum von Suchtmitteln. Dazu gehören  Alkohol, Medienkonsum wie „Dauerdaddeln“, Soziale Medien bis hin zu illegalen Drogen. Über sie wird sich Ablenkung und Entspannung erhofft. Darum weist die Diakonie-Suchtberatung darauf hin, dass sie weiterhin in Geldern vor Ort für Ratsuchende erreichbar ist. Derzeit gerne telefonisch unter 02831 / 91 30 800 oder per E-Mail: vanbergen@diakonie-kkkleve.de, in abgeklärten Ausnahmefällen auch persönlich im Haus der Diakonie, am Ostwall 20.

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