Was kommt nach dem Applaus?

Goch. Am 12. Mai findet der jährliche „Internationale Tag der Pflege“ statt. Seit Jahren nutzen Menschen in Pflegeberufen diesen Tag, um eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen zu fordern. Anders als in den vorherigen Jahren gibt es in Politik und Gesellschaft einen Konsens, dass etwas passieren muss. Viele Menschen haben den mancherorts als „Helden der Gegenwart“ bezeichneten Pflegekräften applaudiert, weil sie trotz Ansteckungsgefahr Menschen weiter versorgen. Die Politik brachte eine Einmahlzahlung, den Pflegebonus ins Spiel. 

Die Mitarbeitenden der Pflegerischen Dienste bei der Diakonie im Kirchenkreis Kleve stellen verwundert und mit Bedauern fest, dass seitens der Bundes- und Landespolitik, trotz großer Ankündigungen über die Presse, noch immer keine Einigung über die Finanzierung  des Pflegebonus erzielt wurde. „Wir stellen uns die Frage, ob man uns wirklich wahrnimmt“, so Malcolm Lichtenberger, Fachbereichsleiter der Pflegerischen Dienste. Der Applaus von Menschen und auch tägliche Gespräche mit den Kunden täten ihm und den anderen Pflegefachkräften zwar gut. Aber: „Aufgrund der enormen Anforderungen in der gegenwärtigen Situation sollte die Arbeit zusätzlich honoriert werden“, meint Lichtenberger. Menschen in Pflegeberufen als auch deren Arbeitgeber erfüllten tagtäglich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Der Pflegebonus sollte darum auch gesamtgesellschaftlich finanziert werden.“

„Die ungeklärte Finanzierung des Pflegebonus in NRW ist eine Enttäuschung zur Unzeit“, kritisiert Dr. Frank Johannes Hensel, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege NRW, der auch die Diakonie angehört. Die Wohlfahrtsverbände fordern, dass die Prämie solidarisch finanziert und zeitnah ausgeschüttet wird. „Auch sollte diese Zusatzleistung allen zu Gute kommen, die sich um die Pflege und Betreuung von hilfebedürftigen Menschen verdient machen – sowohl in den ambulanten als auch stationären Diensten der Alten-, Behinderten- und Wohnungslosenhilfe“, so Hensel.

Nach der Einigung auf Bundesebene sieht es so aus, dass die Pflegekassen zwei Drittel der Kosten für die Pflege-Prämien übernehmen, die Länder sollen die Finanzierung des fehlenden Drittels klären. „Dazu lag bis vergangenen Freitag seitens der Landesregierung noch kein Vorschlag auf dem Tisch“, meint Hensel. Der Bonus sei wichtig, dürfe aber kein Feigenblatt sein für eine dringend notwendige Höherbewertung der absolut gesellschaftsrelevanten Arbeitsfelder der Pflege und Betreuung. „Die Pflegebranche benötigt durchweg ordentliche Löhne“, so Hensel. „Was wir brauchen ist eine Pflegekommission, die der Weiterentwicklung der Pflegevergütung einen echten Schub verleiht“, so Hensel.

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