Landrätin Gorißen im Gespräch mit der Diakonie

Landrätin Silke Gorißen (vorne links) diskutierte mit Diakonie-Mitarbeitenden in Geldern

Geldern. Über den Besuch der Landrätin Silke Gorißen und ihr Interesse an der Arbeit freute sich die Diakonie im Kirchenkreis Kleve. Am Montagvormittag informierte sie sich bei einem Rundgang über die Angebote des Hauses der Diakonie in Geldern. Anwesende Tagespflegegäste fragte sie nach ihrem Wohlbefinden und besprach mit ihnen das Finale der Fußball-Europameisterschaft. „Bis zu 14 Menschen können wir am Tag betreuen“, so Tagespflegeverbundleiterin Angelika Jacobs. Neben dem Gemeinschaftsraum stehen Räume für die individuelle Betreuung kleinerer Gruppen zur Verfügung. Im 2. Obergeschoss öffnete ein Mieter seine Wohnung und konnte berichten, dass es die schönste und größte der insgesamt fünf Wohnungen mit Blick über Geldern sei. Die Diakonie vermietet im Kreisgebiet insgesamt 35 Wohnungen. Diese können übergangsweise Menschen anmieten, die es auf dem Wohnungsmarkt besonders schwer haben. Der Wohnungsmarkt – eines der Themen im anschließenden Gespräch mit Diakoniemitarbeitenden.

Landrätin Gorißen freute die freundliche und großzügige Inneneinrichtung des 2019 eingeweihten Hauses. Sie warf einen Blick in Büroräume der Mitarbeitenden, die Werkstatt für Nutzerinnen und Nutzer des Ambulant Betreuten Wohnens (BeWo), den Begegnungsraum und die Räume der Tagespflege mit angrenzender Terrasse. Beeindruckt zeigte sie sich auch von der Kapelle, dem ehemaligen Haupteingang des Berufskollegs. Der tagsüber für alle geöffnete Raum lädt zum Gebet ein. Die Kapelle ist auch ein Ort, um in Ruhe Abschied nehmen zu können. Etwa von Betreuten der Diakonie, die anonym ohne Angehörige bestattet wurden.

Im Gespräch baten Mitarbeitende der Diakonie bei einigen Themen um Rückendeckung der Landrätin: „Im Südkreis gibt es seit Längerem nur einen Arzt, der substituiert“, so BeWo-Fachbereichsleiter Dirk Boermann. Wenn dieser in Rente ginge, hätten vor allem ältere, weniger mobile Suchtkranke ein Problem. Für viele sei der Weg zur Suchtambulanz in Bedburg-Hau nicht möglich. Jörg Schlonsok, stellvertretender Fachbereichsleiter der Pflegerischen Dienste, machte auf ein anderes Problem aufmerksam: „Viele Ärzte machen keine Hausbesuche mehr.“ Vor allem ältere, alleinlebende Pflegebedürftige schafften den Weg zum Doktor nicht. Auf Nachfrage der Landrätin berichtete Schlonsok, dass ein Testversuch mit Telemedizin, also der digitale Weg zum Arzt, bei Menschen gut angekommen sei. „Auch da dürfen wir die Menschen ohne Angehörige und ohne Technikverständnis nicht vergessen“, warf Diakonie-Geschäftsführer Joachim Wolff ein.

Der Pflegebedarfsplan im Kreis bilde vor allem durch Corona die Realitäten nicht komplett ab, so die Erfahrung der Diakonie. „Wir müssen bei vielen Themen alle an den Tisch bekommen, Praktiker wie Entscheider“, so die Landrätin. Sie versprach, sich für die Themen gemeinsam mit der Diakonie und anderen Wohlfahrtsverbänden einzusetzen. Ein Termin wurde schon für Anfang November vereinbart. Auch die besondere Situation eines Flächenkreises sei nicht allen Entscheidern im Land oder Bund bewusst. Für den Betreuungsverein lobte Stefanie Krettek die gute Zusammenarbeit mit der Kreisbetreuungsstelle. Bei den anstehenden Verhandlungen mit dem Kreis müsse allerdings berücksichtigt werden, dass der Betreuungsverein mit über 600 Ehrenamtlichen in den letzten zehn Jahren rund 1,5 Millionen Euro an Kirchensteuermittel für die Übernahme dieser staatlichen Aufgabe benötigt habe. Gerne berichtete die seit November 2020 amtierende Landrätin ihrerseits über die ersten Monate. „Sie waren sehr arbeitsintensiv, aber die Arbeit macht mich glücklich. Die durch Corona nötige verstärkte Zusammenarbeit der Fachbereiche im Kreis hat uns zusammengeschweißt.“ Darüber hinaus gefiele ihr der Kontakt zu sehr vielen engagierten Menschen in verantwortlichen Positionen, die im und für den Kreis Kleve etwas bewegen wollen.

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