Ist das noch Kunst oder kann das weg?

GELDERN. Den ersten Teil der Frage werden sich Besucherinnen und Besucher des Hauses der Diakonie in Geldern vielleicht auch gestellt haben. Um dann vielleicht doch einen zweiten Blick zu wagen. Seit wenigen Wochen stehen am Ostwall lebensgroße Kunst-Figuren aus Schrott. Erschaffen hat sie Markus Meurer: Er fertigt seine Kunstwerke ausschließlich aus Weggeworfenem und Draht. Meurer selbst kennt den Begriff „Müll“ nicht. Für ihn sind die von ihm gesammelten Zivilisationsrückstände „Materie“, denen er zu neuem Sein verhilft. Mit Draht verbindet er selbst gesammelte Materialien zu Figuren. Diese bilden oft Hybridwesen, zwischen Mensch, Tier und Maschine.

Mit sicherem Blick für Formen entdeckt Meurer das geheime Wesen der Fundstücke und verwandelt sie in einem Schöpfungsakt zu fantastischen, figürlichen Gebilden. Unter seinen kreativen Händen wachsen in einer eigenen Formensprache Insekten, Fische, Hybridfahrzeuge, Roboter und geflügelte Objekte. So entstehen kleine bis überlebensgroße Skulpturen, in denen sich seine Liebe zur Natur und die Faszination von der Technik ausdrücken.

Markus Meurer ist ein „Art-Brut-Künstler“. Art-Brut ist ein Sammelbegriff autodidaktischer Kunst von Menschen, häufig mit einer Behinderung oder einer psychischen Erkrankung, jedoch ohne akademisch-künstlerisches Studium. Die genaue Definition des Begriffs und Abgrenzungen zu „Outsider-Art“, „Self-taught-Art“, „Visionary-Art“ werden jedoch seit Jahren diskutiert. Meurer wurde 1959 in dem kleinen Eifel-Dorf Monreal als ältestes von acht Kindern geboren. Der Vater weckte in den Kindern eine große Liebe zur Natur. Markus erbte von ihm seine künstlerischen Fähigkeiten, die er eigenständig weiterentwickelte. Von 2006 bis 2008 lebte er mit seiner Frau, einer Engländerin, in England. Dort entstand sein Buch „Die Plange Angst“. Von 2008 bis Juni dieses Jahres war Kevelaer gemeinsamer Wohnort und die Wohnung gleichzeitig Atelier.

Aus persönlichen Gründen wohnt das Paar seit Juni in der Stiftung Lühlerheim in Schermbeck. Viele der Kunstwerke, teilweise von imposanter Größe und Gewicht, konnten den Umzug nicht mitmachen. Dieser Umstand entpuppt sich als Glücksfall für die Diakonie. Teile von Markus Meurers Exponaten dürfen als Leihgabe in den Räumlichkeiten der Diakonie in Geldern besichtigt werden.

Zu Öffnungszeiten der Diakonie, montags bis donnerstags 8:00 bis 16:30 Uhr und freitags 08:00 bis 13:30 Uhr ist die Ausstellung allen Kunstinteressierten zugänglich.

Trauen Sie sich, Art-Brut-Kunst zu erleben!

Markus Meurer blickt auf zahlreiche Ausstellungen und Veröffentlichungen zu seinen Kunstwerken im In- und Ausland. Seine künstlerischen Tätigkeiten betreuen Hadwiga und Peter Nieting aus Geldern, weitere Infos dazu auf der Internetseite: www.haus-nieting.de

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