Kirche und Familie: der EAK zu Gast in Kevelaer

Pfr. Joachim Wolff, Prof. Dr. Jürgen Plöhn und Stephan von Salm-Hoogstraeten diskutierten im Generationenhaus

Kevelaer. Familien dürfen anders sein. „Anders als das Familienbild vor 50 Jahren, das aus einem Ehepaar, Mutter und Vater sowie 2-3 Kindern bestand“, so Moderator Prof. Dr Jürgen Plöhn, seit 2008 Vorsitzender des Ev. Arbeitskreises der CDU am Niederrhein (EAK). Traditionell bietet der EAK seinen Mitgliedern am Buß- und Bettag eine Veranstaltung mit „diskursivem Charakter“ an. Wichtig ist dem Arbeitskreis, dass evangelische Werte in Politik und Gesellschaft zum Thema gemacht werden und bei politischen wie wirtschaftlichen Entscheidungen Berücksichtigung finden.

Das Podium in Kevelaer zog Familien in den Mittelpunkt und die Frage, was „Kirche“ ihnen anbietet. Karin Dembek war als Ortspfarrerin in Kevelaer eingeladen, musste allerdings kurzfristig absagen. Diakonie-Geschäftsführer Pfarrer Joachim Wolff konnte als ehemaliger Gemeindepfarrer diese Perspektive zusätzlich einbringen. Für den Caritasverband Geldern-Kevelaer stand Vorstand Stephan von Salm-Hoogstraeten im Generationenhaus Rede und Antwort.

Auch wenn der vorhergehende Gottesdienst Mut machte, in dieser Welt keine Angst zu haben, sind die aktuellen Herausforderungen – nicht nur finanziell – gewaltig. Klimakrise, Corona-Krise, Migration aus Krisen- und Kriegsgebieten, Energiekrise. Dazu kommt in Deutschland Fachkräftemangel in der Pflege und in anderen Berufen.

Sehr einig waren sich Wolff und von Salm-Hoogstraeten in ihren Zielgruppen. „Wir sind für alle Menschen offen, die entweder Hilfe benötigen oder sich engagieren wollen, ohne Ansehen der Person“. Manche Dienste werden parallel angeboten wie die pflegerischen Dienste, bei anderen Aufgaben teilen sich die Verbände das Kreisgebiet wie etwa bei der Suchthilfe.

Eindrücklich fanden die Anwesenden die Schilderungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise. „Es ist nicht damit getan, dass wir bei den Kindern die Defizite in Mathematik oder Deutsch aufholen“, meinte von Salm-Hoogstraeten. „Der Lockdown hat Erwachsene vor Erziehungsaufgaben gestellt, denen einige nicht gewachsen waren“, berichtete der Caritasvorstand Erfahrungen aus der Erziehungs- und Familienberatung. Es müsse versucht werden, wieder zu einem Miteinander der Menschen wie in der Vor-Corona-Zeit zu kommen. „Das ist das, was alle Kinder können“, ergänzte Wolff und hielt sein Smartphone in die Höhe. Doch persönlich miteinander zu kommunizieren, Freunde treffen, Zeit verbringen, Radfahren und vielleicht sogar Streiten lernen, das fehlt in der Entwicklung. Erwachsene und ihr Handykonsum seien häufig auch keine guten Vorbilder.  „Die Folgen werden wir in den kommenden Jahren spüren“, so Wolff.

Finanzierungen sind immer wieder Thema bei Kirchen und Wohlfahrtsverbänden. Sie übernehmen abseits der originär kirchlichen auch staatliche Aufgaben. Wie etwa Pflege, Beratung und Erziehung von kleinen und großen Bürgerinnen und Bürgern (siehe Subsidiaritätsprinzip). „In vielen Fällen bekommen wir nicht mal 100 Prozent der Personalkosten rückerstattet“, erklärte Wolff. Auf eine Ergänzung durch das ehemalige Kreistagsmitglied Peter Hohl reagierend, sagte er: „Natürlich bezahlen wir den „Overhead“, sprich Räumlichkeiten, Büros, Ausstattung, unterstützende Verwaltungsdienste. Wir legen jedoch auch bei den Personalkosten ordentlich dazu.“ Diakonie und Caritas bekennen sich zudem, anders als privatwirtschaftliche, gewinnorientierte Dienstleister, zum Tariflohn. Einige hätten die Vorstellung, die Kirche hätte doch genug Geld und würde die Differenz und hohe Trägeranteile der Wohlfahrtsverbände einfach übernehmen. „Die Bistumsmittel sind wichtig, sie machen aber nur einen sehr kleinen Anteil des Gesamtumsatzes unseres Caritasverbands aus“, meinte von Salm-Hoogstraeten. Caritasverband und Diakonie im Kirchenkreis veröffentlichen dazu jährlich nachzulesende Transparenzberichte.

Wie sieht die Zukunft der Pflege durch konfessionelle Träger aus“, lautete die Frage eines CDU-Mitglieds. „Das diakonische Plus besteht darin, dass wir bei Bedarf nicht-refinanzierte Dienstleistungen übernehmen und sei es, Menschen zuzuhören“, so Wolff. Die Pflege müsse komplett neu gedacht werden. Beispielsweise indem gut ausgebildete Pflegefachkräfte Zeitkontingente bekämen. „In denen könnten sie die Dinge durchführen, die aus ihrer fachlichen Sicht nötig sind.“ Statt nur die Tätigkeiten auszuführen, die der Pflegegrad beinhaltete. Im Kreis Kleve werden bis 2030 rund 3.000 Pflegefachkräfte fehlen, prognostizieren das Demografiekonzept des Kreises sowie der Pflegebedarfsplan.

Der Buß- und Bettag lädt Menschen ein zur Umkehr, zum Verzicht auf alles, was diese Welt nicht besser macht. Bei all den Krisen - hoffentlich drehen wir uns nicht nur im Kreis.

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