Bis 5nach12: So war der Tag der Pflege

Aktion der Diakonie im Kirchenkreis Kleve zum Tag der Pflege

Goch/Geldern/Xanten. Zum Tag der Pflege verliehen Pflegekräfte ihren Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck: Bundesweit mahnten am Freitag, 12. Mai, Mitarbeitende der Diakonie und des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) deutliche Änderungen bei den Rahmenbedingungen an. „Es ist höchste Zeit zu handeln“, sagt Malcolm Lichtenberger, Fachbereichsleiter der Pflegerischen Dienste bei der Diakonie im Kirchenkreis Kleve. „Die Politik muss die Reformen in der Pflege endlich angehen, damit sich die Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessern!"

„Wir befinden uns im Spagat, auf der einen Seite die Rahmenbedingungen in der Pflege zu kritisieren, auf der anderen Seite für den Beruf zu werben und Nachwuchs zu gewinnen“, sagt Lichtenberger weiter. Es laufe bislang darauf hinaus, dass es in Kürze zu wenige Pflegefachkräfte für die immer mehr werdenden Pflegebedürftigen geben wird. Konkret bedeute das, dass Pflegebedürftige keinen ambulanten Pflegedienst mehr finden, der ihre Pflege übernimmt. Um das am Tag der Pflege zu verdeutlichen, legen alle Mitarbeitenden der Diakonie im Kirchenkreis Kleve, auch außerhalb des Fachbereichs Pflege, um 12 Uhr, für 5 Minuten die Arbeit nieder. Zeit, um Pflegekunden zu fragen, was ohne Pflege los wäre.
Die Antworten sind in den Bildern zu sehen:

Aktuell fehlen nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft deutschlandweit 200.000 Fachkräfte, 2035 werden es eine halbe Million sein. Der demografische Wandel, die steigende Zahl chronisch kranker Menschen und die zunehmende Komplexität der Pflegeleistungen treffen auf Fachkräfte, die nach drei Jahren Arbeit unter Pandemiebedingung ausgebrannt sind. „Es reicht nicht, Pflegekräften zu applaudieren“, so Lichtenberger. „Wir brauchen mehr Respekt und Wertschätzung für diese unverzichtbare Arbeit. Pflege ist wertvoll für unsere Gesellschaft und das muss auch sichtbar sein.“ Deutlich wird das etwa in verbesserten Rahmenbedingungen für die Pflege. „Der Arbeitsmarkt ist umkämpft – die Suche nach Personal gestaltet sich immer schwieriger“, sagt Lichtenberger. „Ohne mehr Personal geht es aber nicht. Unsere Pflegekräfte brauchen mehr Kolleginnen und Kollegen.“ Genau das steht auch auf den Buttons, welche die Diakonie-Mitarbeitenden am 12. Mai tragen. Die Diakonie im Kirchenkreis lädt Menschen ein, auch auf den facebook und instagram-Seiten der Diakonie ihre Meinung zum Fachkräftemangel zu sagen.

Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessern

„Pflege ist keine Arbeit am Fließband. Bei uns pflegen Menschen, die die Hilfsbedürftigen auf Augenhöhe wahrnehmen. Dafür brauchen sie Zeit", so Lichtenberger. „Unsere Pflegekräfte pflegen mit Leidenschaft. Für andere da sein, ihnen zuhören und beistehen ist für unser Pflegekräfte ein Herzensanliegen.“ Zeit- und Kostendruck seien dabei nicht hilfreich.

Der theologische Vorstand des Diakonischen Werks Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL), Christian Heine-Göttelmann, mahnt klare Konzepte für bessere Arbeitsbedingungen an. Denn ein gesunder Arbeitsplatz stärkt die Zufriedenheit und Widerstandsfähigkeit des Personals. „Die Dienstpläne müssen fair und stabil sein. Freie Zeiten müssen geregelt und verlässlich sein“ so Heine-Göttelmann. „Wir brauchen Pflege ohne Zeitdruck, denn es geht um Arbeit mit und an Menschen." Dafür brauche es den politischen Willen, die Reformen in der Pflege endlich anzupacken.

Radikales Umdenken der Politik

„Wir brauchen ein radikales Umdenken der Politik“, betont auch die Vorständin für Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Maria Loheide. „Eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung steht noch genauso aus wie die Heilkundeübertragung oder die Verankerung der Selbstverwaltung der Profession im Allgemeinen Heilberufegesetz auf Bundesebene“, mahnt sie Versprechen aus dem Koalitionsvertrag an.

„Die klugen Ideen sind da, um die Katastrophe abzuwenden und endlich gesamtgesellschaftlich die Langzeitpflege zu entlasten“, so DEVAP-Vorsitzender Wilfried Wesemann. „Die konkreten Vorschläge für eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung liegen vor und werden von einer großen Mehrheit der Verbände und auch pflegepolitischen Vertretern befürwortet. Wir fordern gemeinsam mit vielen anderen Akteuren einen Pflegegipfel und auch eine Enquete-Kommission für die Pflege, damit wir diese gemeinsam grundlegend reformieren und einen Masterplan entwickeln können.“

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