Tag der Suchtberatung - echte Hilfe

Suchtberatung – ein Hilfsangebot mit Wirkung

Geldern. Es gibt nicht den „typischen“ suchtkranken Menschen. Der traurige Tod des Friends-Darstellers Matthew Perry zeigt, dass Erfolg, gute soziale Beziehungen, selbst Reichtum nicht vor Alkohol- und Medikamentensucht bewahren konnten. Zum deutschlandweiten Aktionstag Suchtberatung am 9. November schildert Petra van Bergen, Fachbereichsleiterin der Sozialen Dienste bei der Diakonie im Kirchenkreis Kleve, eine von vielen Beratungssituationen, die sie im Haus der Diakonie in Geldern erlebt: „Eine Frau, Mitte 30, wird schon längere Zeit beraten. Ihr Leben war bislang erfolgreich. Sie hatte eine eigene Wohnung, einen gutbezahlten Job, Hobbies und Freunde. Trotzdem war da immer etwas, das ihre Stimmung drückte. Schon als Jugendliche hatte sie gemerkt, dass Kiffen ihre Stimmung aufbessert. Anfangs rauchte sie nur hin und wieder. Der Wunsch nach einem Joint kam immer häufiger. Zunächst rauchte sie abends, irgendwann bereits vor der Arbeit, später auch zwischendurch. Dann ließ es sich nur noch schwer steuern. Ihr Antrieb litt darunter. Sie zog sich immer mehr zurück und stand manchmal nicht auf, um zur Arbeit zu gehen.“  Es wissen viele suchtkranke Menschen, dass sie Hilfe bräuchten, scheuen aber den Schritt, trauen sich nicht. „Wir verurteilen niemanden“, so van Bergen, „denn wir wissen, es kann jeden treffen“.

Sucht ist immer noch von Stigmatisierung geprägt. Zu benennen, abhängig zu sein, ist ein großer Schritt. Dabei ist es egal, ob von Alkohol, Drogen, dem Internet oder anderen Suchtmitteln. Viele haben Sorge, dass sie dadurch vorverurteilt werden, persönliche und berufliche Nachteile entstehen und als süchtig bezeichnet werden. Das Aufsuchen einer Suchtberatungsstelle ist deshalb für viele eine große Überwindung. Ist das einmal geschafft, erleben Ratsuchende echte Hilfe und Verschwiegenheit. Begleitung in Krisen, Therapievermittlung, motivierende Gespräche, Unterstützung bei Konfliktsituationen sind einige der Hilfestellungen der Suchtberatung. „Ich wusste echt nicht mehr weiter - gut, dass ich hier Hilfe bekomme“, sagen Ratsuchende häufig.

Die Verfügbarkeit von Suchtberatungsdiensten in NRW trägt dazu bei, diese Stigmatisierung zu verringern. Sie ermutigt Menschen, Hilfe zu suchen. Der (lebenslange) Weg zu einem Leben ohne Suchtmittel lohnt sich für die Betroffenen, die Angehörigen und auch die Gesellschaft: Eine Studie des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 2019 belegt, dass durch jeden Euro Zuwendung an die Suchthilfe 17 Euro von der Allgemeinheit zu tragende Kosten vermieden werden können.

Die Suchtberatung der Diakonie im Kirchenkreis Kleve berät Betroffene und Angehörige im Südkreis Kleve, für Kinder aus suchtbelasteten Familien gibt es die Gruppenangebote "Fitkids" und die "Drachenflieger".

Kontakt Diakonie-Suchtberatung: Haus der Diakonie Geldern, Ostwall 20, Telefon 02831/91 30-800. Auf der Internetseite der Diakonie können Menschen online ein Beratungsgespräch anfragen: https://www.diakonie-kkkleve.de/suchtberatung.html

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