Caritas und Diakonie: bezahlbarer Wohnraum fehlt!

Kein Platz für Menschen am Rande: Caritas und Diakonie beklagen
fehlenden bezahlbaren Wohnraum im Gespräch mit Bürgermeister Kaiser

Geldern. Zu wenig bezahlbarer Wohnraum ist ein Problem in vielen Teilen des Kreises Kleve. Vor allem aber in Geldern beobachten die katholische Kirche und die kirchlichen Wohlfahrtsverbände seit Monaten die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt mit Sorge. Caritas, Diakonie und die Gemeinde St. Maria Magdalena hatten daher den Gelderner Bürgermeister Sven Kaiser zu einem Gespräch eingeladen, um mit ihm mögliche Lösungen anzudenken. Kaiser versprach, das Thema in verschiedenen Gremien auf die politische Agenda zu setzen.

Zunächst zeigten die Vertreter der Kirche und der Wohlfahrtsverbände auf, wie weit das Problem verbreitet ist. Denn betroffen sind nicht nur Menschen mit geringem Einkommen, sondern auch Menschen mit Beeinträchtigung, psychischen Erkrankungen oder mit negativer Schufa-Auskunft. Aber selbst wenn die Menschen bereits von Mitarbeitern der Caritas oder der Diakonie betreut werden, finden sie oft kein Gehör bei potenziellen Vermietern. „Wir erleben es täglich in unserer Beratung, dass Menschen in schwierigen Lebenssituationen der Zugang zum Wohnungsmarkt schlicht verwehrt bleibt“, berichtete Vera Vester, Leiterin des Caritas-Centrums in Geldern. Diakonie-Geschäftsführer Joachim Wolff kritisierte zudem das vom Kreis Kleve eingeführte „schlüssige Konzept für Mietobergrenzen“, da die Höhe der dort angesetzten Bruttowarmmiete nicht selten zu Wohnungsverlust führe. „Die jetzigen Regelungen des Kreises Kleve verschärfen in der Praxis oft das Armutsproblem, weil Menschen von ihrem ohnehin knappen Einkommen lieber 50 Euro selbst für die Miete draufzahlen als ihre gewohnte Umgebung zu verlassen.“ Um den Menschen in ihrer akuten Notlage überhaupt helfen zu können haben Diakonie und Caritas in überschaubarem Umfang Wohnungen angemietet, um sie an Klienten untervermieten zu können.

Bürgermeister Sven Kaiser stellte zunächst klar, dass die Stadtverwaltung selbst nicht in den Wohnungsmarkt investieren werde, das sei Aufgabe der Wohnungsgenossenschaft GWS. Mit dieser sei man im Gespräch, und die GWS habe bereits zugesichert, innerhalb eines Jahres 120 bis 130 zusätzliche Wohneinheiten in Geldern zu schaffen. „Ich kann verstehen, dass sich die GWS auch nach wirtschaftlichen Notwendigkeiten des Wohnungsmarktes richten muss. Wenn sich aber Klienten bereits in der Begleitung durch Wohlfahrtsverbände befinden, sollte das auch der GWS eine gewisse Sicherheit geben. Hier sollten alle Beteiligten miteinander ins Gespräch kommen, damit möglichst vielen Menschen geholfen werden kann“, so der Bürgermeister.

Einig waren sich Sven Kaiser und die Wohlfahrtsvertreter darin, dass bei solchen wohnungsmarktpolitischen Überlegungen eine professionelle Quartiersentwicklung nötig ist, um die neu entstehenden Nachbarschaften positiv zu begleiten. In der Region gebe es bereits gelungene Beispiele für Quartierskonzepte, etwa in Hamminkeln und Wesel-Büderich und Rheinberg, aber auch in Kevelaer und Straelen.

Sven Kaiser äußerte Verständnis für die Situation der Menschen, die vergeblich auf Wohnungssuche sind, und versprach, das Thema auf politischer Ebene weiter zu thematisieren. Entsprechend optimistisch zeigte sich auch Caritas-Vorstand Andreas Becker zum Ende des Gespräches, zumal man beispielsweise in anderen Fachdiensten wie der Schuldnerberatung bereits gut mit der GWS zusammenarbeite. „Deswegen gehe ich davon aus, dass wir beim Thema bezahlbarer Wohnraum auch zusammenfinden werden. Und wenn es einen politischen Willen gibt, hier etwas zu ändern, dann wird es auch Wege geben, das Problem zu lösen.“

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