Ernährung beeinflusst Demenz

Marion Marx, Nancy Kolling, Angelika Jacobs

Geldern. Was können Menschen tun, um durch Ernährung einer demenziellen Erkrankung möglichst vorzubeugen? Gibt es Dinge, die Angehörige von dementiell erkrankten Menschen bei den Mahlzeiten beachten können? „Eine ganze Menge“, sagte Nancy Kolling von der Alzheimergesellschaft NRW während ihres Vortrags im Haus der Diakonie Geldern.

Generell gilt: mit einer gesunden Ernährung macht man mit oder ohne Demenz alles richtig. Wohlwissend, dass genau das auch gesunden Menschen nicht immer gelingt. Die Ernährungspyramide zeigte es: Verboten ist zwar nichts, zurückhalten sollten sich Menschen jedoch bei Zucker, fettigem Essen und Alkohol. Stattdessen mehr Anteile Obst und Gemüse sowie ausreichend (zuckerarme) Flüssigkeit zu sich nehmen.

„Bei demenzerkrankten Menschen ist eher die ungewollte Gewichtsabnahme als Übergewicht ein Problem“, erzählte Kolling und sagte auch warum: Mangel- oder unterernährte Menschen besitzen ein höheres Risiko, zu fallen und sich dabei schwerer zu verletzen. Ebenso haben sie bei Krankheiten oder Krankenhausaufenthalten weniger „Gewichtspuffer“. Sprich, wer durch Krankheit Gewicht verliert, sollte besser nicht von vorneherein unterernährt sein.

Es gibt sehr viele Faktoren, die eine Demenzerkrankung im Alter befördern: Unausgewogene, zucker- und fettreiche Ernährung, Stress über längere Zeit, wenige soziale Kontakte, fehlendes Gehirntraining zum Beispiel durch Hobbys in der nachberuflichen Phase. Bereits jüngere Menschen können es selbst an sich merken: Wer vor lauter Stress zuwenig isst und trinkt, bekommt Kopfweh, Konzentrationsschwierigkeiten oder ihnen wird flau. Im Alter kann Vergesslichkeit oder Demenz den Mangel an Nahrung und Flüssigkeit verstärken, insbesondere, wenn Menschen alleine leben.

„Schauen Sie nach Ihren Angehörigen und nehmen sich Zeit für sie“, lautet ein Tipp der Demenzberaterin und Ernährungsexpertin. Denn auch Demenzerkrankte wollen oft den Schein wahren, dass sie alles unter Kontrolle haben. Dass sie gegessen und getrunken haben, dass sie spazieren waren. „In einem späteren Stadium können tatsächlich Schluckbeschwerden die Nahrungsaufnahme erschweren“, so Kolling. Dass jemand diese Schluckbeschwerden hat, merken Angehörige eben nur, wenn sie mit ihren Angehörigen etwas essen und trinken. Wenn nebenher noch die Wäsche gemacht wird, Anträge ausgefüllt werden und der Fernseher läuft, bleibt das Abendbrot zur Verwunderung – oder Ärger – der Angehörigen gerne stehen.

Biographische Arbeit und Rituale können bei Nahrungsverweigerung helfen: Lieblingsessen zubereiten, Trinksprüche von früher können ebenso helfen. Einige Präparate machen Flüssigkeiten dickflüssiger und sind so besser zu schlucken als Wasser. Teller nicht überfrachten und das Auge ist mit lautet ein weiterer Tipp. Auf einem weißen Teller helle Speisen wie Kohlrabi mit Lachs und Reis zu kombinieren sei zum Beispiel nicht gerade motivierend.

Am Montag, 19. Mai geht es weiter mit dem Vortrag von Dirk Bahnen (Alzheimergesellschaft Krefeld /Niederrhein) und neuen Erkenntnissen zum Thema „Demenz: Vorbeugen, Erkennen, Behandeln.“ Haus der Diakonie, 18 Uhr, Ostwall 20, Geldern.

Die Vortragsreihe begleitet die Ausstellung DEMENSCH, 16 Karikaturen von Peter Gaymann, aus dem Alltag mit Demenz.

Info Alzheimergesellschaft NRW

Der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW e. V. setzt sich für eine bessere Versorgung der rund 360.000 Menschen mit Demenz in NRW ein. Er versteht sich als Interessensvertretung der regionalen Alzheimer Gesellschaften und Selbsthilfegruppen und -selbsthilfeinitiativen von Alzheimer Betroffenen und Angehörigen in NRW.
Der Landesverband wurde 2003 gegründet und hat heute 139 Mitglieder. Mitglieder sind regionale Alzheimer Gesellschaften, Institutionen wie Krankenhäuser oder Altenzentren sowie Einzelpersonen, insbesondere pflegende Angehörige und professionelle Pflegekräfte.

https://alzheimer-nrw.de

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